Dienstag, 3. Februar 2015

WIEVIEL ROUTINE BRAUCHT DER MENSCH|DAS KIND?

"Mama, kannst du das beim nächsten Mal und alle anderen Tage wieder genauso machen?" Diesen Satz höre ich von meinem Sohn sehr häufig. Egal, ob es da um den Kaba geht, der dem Keks besonders gut schmeckt oder auch um total komische Dinge wie meine Sitzposition, wenn ich schnell mal eine WhatsApp-Nachricht schreibe. Anfangs fiel es mir noch nicht mal so richtig auf, in der Zwischenzeit ist es aber so häufig geworden, dass mich der Satz teilweise schon hochschrecken lässt.

Seitdem sich das so häuft, denke ich wahnsinnig viel darüber nach, was ich damit machen soll. Klar ist, der Keks hat scheinbar ein Bedürfnis danach, dass viele Dinge einfach immer gleich ablaufen. In einem Gespräch kam aber letztens die Bemerkung "hat einen an der Klatsche". Und das hat mich zum Nachdenken gebracht. Ja, mein Kind braucht scheinbar Kontinuität. Was - ehrlich gesagt - auch kein Wunder ist: sein Papa und ich sind getrennt, er ist ungefähr 100 Tage im Jahr bei seinem Papa oder mit ihm im Urlaub. Hinzu kommt, dass er bisher das erste und einzige Enkelkind auf allen Seiten war und natürlich möchte jeder Zeit mit ihm verbringen. Hinzu kommt außerdem, dass ich mich im letzten Jahr auch von einem Menschen getrennt habe, der sonst immer eine große Rolle in seinem Leben gespielt hat und der Neue dazukam.

Es ist also klar, dass der Kleine für sein Alter so einiges an Erfahrungen und auch Meilen auf Straßen oder in Flugzeugen sammelt. Ich kann nicht behaupten, dass ich im Alter von fünf Jahren schon mehrere Auslandsreisen im Flugzeug hinter mir hatte. Insofern finde ich es auch nachvollziehbar, dass er einfach mal ein bisschen Routine braucht. Ich meine, mir würde es nicht anders gehen. Und ich bin ein ganzes Stück älter als er. Jetzt frage ich mich aber: wo ist die Grenze? Ja, er möchte viele Dinge immer genau gleich ablaufen haben. Aber woran liegt das? Und woher kommt das? Fühlt er sich jetzt zum ersten Mal seit langem so wohl, dass er das einfach beibehalten möchte? Ist das eine Phase, die ganz normal im Alter von fünf Jahren ist? Oder muss ich tatsächlich befürchten, dass die Trennung von seinem Papa und das letzte Jahr jetzt Spuren hinterlassen haben, die doch stärker sind, als ich bisher angenommen hatte?

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Manchmal bin ich mir nicht sicher, wie ich damit umgehen soll. Auf der einen Seite möchte ich ihm klar machen, dass er keine Angst vor Veränderungen haben muss. Auf der anderen Seite mache ich mir auch einfach nur wahnsinnig viele Sorgen um die Seele meines kleinen Kekses. 

Es bleibt einfach: wieviel Routine braucht der Mensch?